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DER

"wahre" DINO

 

Die Firmenbezeichnung DINOtext leitet sich eigentlich nicht von „DINOsaurier“ ab, obwohl ich auf meiner Website mit dieser Konnotation spiele.

 

In DINOtext habe ich einen sehr guten Freund, Partner und Lehrmeister davor bewahrt, in Vergessenheit zu geraten – mein Pferd DINO. Ich lernte diesen Wallach kennen, als ich im Alter von 23 Jahren das Reiten lernte. DINO war das Schulpferd, auf dem ich meine erste Longestunde absolvierte. Mein Reitlehrer gab mir die Zügel in die Hand und meinte, ich solle DINO in die Reithalle führen. Als ich die Zügel nahm, blickte DINO mich an, er sah mir genau in die Augen und ich wusste: Das ist mein Pferd. Schon immer war er mein Pferd gewesen ...

 

Doch in diesem Stall war er Schulpferd, wurde tagein, tagaus von Anfängern und Reitlehrern schikaniert. DINO war nicht mehr der Jüngste, er hatte Gelenksprobleme, ging fallweise lahm und war auch kein schöner Anblick: Sein Fell war stumpf, seine Hüftknochen ragten hervor und sein Feuer war erloschen. Obgleich ich mich zum Gespött des Reitstalls machte, begann ich, mich um dieses Tier zu kümmern. Ich kaufte Zusatzfutter, verabreichte ihm Traubenzucker und Kleiebrei zur Stärkung, Leinsamenöl für glänzendes Fell, pflegte seine Hufe mit Hufteer und cremte ihm seine raue Nase mit Vaseline ein. Mittlerweile hatte ich bereits so viele Mittelchen wie ein Privatreiter, sodass mir eine freundliche Einstellerin schließlich einen Teil ihres Spinds für meine Utensilien zur Verfügung stellte.

 

Als ich DINO kennenlernte, hatte das Pferd seit Jahren keine Sonne mehr gesehen. Er kannte nur die Reithalle und seinen Stand, niemand ging mit ihm „eine Schrittrunde“ oder führte ihn auf die Wiese „zum Grasen“ oder gar auf die Koppel. Der Grund dafür war, dass DINO im Freien kaum zu bändigen war und es daher für Schulreiter zu gefährlich gewesen ist, mit DINO auszureiten. Ich hatte allerdings die Gewissheit, dass DINO mich nicht ernsthaft verletzen würde. Auf mein Drängen erlaubte mir der Stallbesitzer und Eigentümer der Schulpferde schließlich, mit DINO ins Freie zu gehen.

 

Der erste Versuch endete beinahe in einer Katastrophe: Ich führte DINO am Führstrick aus dem Haupttor hinaus ins Freie. Das Pferd bekam Panik, schleifte mich über Steine und Holzplanken und versetzte mir schließlich einen heftigen Tritt in die Hüfte, sodass ich den Strick loslassen musste. Eine tiefe Narbe an dieser Stelle erinnert mich noch heute an dieses Ereignis. Doch niemand hatte diesen Vorfall bemerkt, ich fing das Pferd wieder ein und brachte ihn zurück in seinen Stand. Am nächsten Tag probierte ich es wieder, dies mal nicht mit Halfter, sondern mit Zaumzeug und Trense, um eine bessere Kontrolle zu haben.

 

Monatelange, ja jahrelange Konsequenz und ein schier unerschütterlicher Wille führten am Ende dazu, dass ich mit diesem Pferd schließlich am Führstrick joggen konnte wie mit einem Hund, stundenlange Ausritte absolvierte und mit DINO grasen gehen konnte wie mit einer Kuh. Bis es jedoch so weit war, kam es zu vielen für mich und das Pferd sogar lebensgefährlichen Situationen, die ich jedoch verschwieg – aus Angst, der Stallbesitzer könnte mir das alles wieder verbieten und DINO müsste den Rest seines Lebens ohne Sonne, frische Luft und grüne Wiesen verbringen.

 

Aber dennoch war DINO Schulpferd, doch er lernte durch mich kennen bzw. erinnerte sich wieder daran, wie es war, der Partner eines Menschen zu sein. In der Folge wurde

DINO im Unterricht aufsässig, warf viele Reiter ab und wurde für den Schulbetrieb immer unbrauchbarer. Es kam der Tag, an dem mir der Stallbesitzer mitteilte, er könne das Pferd im Schulbetrieb nicht mehr einsetzen. Ich hätte jeden Preis für meinen DINO bezahlt, der Stallbesitzer war jedoch so freundlich und schenkte mir das Pferd. Ich brachte DINO auf einer Koppel in Miesenbach unter, wo er sich erholen sollte. Dort ließ ich ihn von einem Pferdetherapeuten mit Akupunktur, gymnastischen Rückenübungen (diese musste ich ein Mal pro Tag mit DINO machen) und homöopathischen Medikamenten behandeln. Nach nur wenigen Monaten erkannte ihn nicht einmal eine Freundin aus seinem alten Stall wieder, die ihn besuchen kam: DINO galoppierte mit den anderen Pferden aus seiner Herde über Hangwiesen, sein dunkles Fell glänzte in der Sonne, sein Körper war kräftig bemuskelt und keine Hüftknochen waren mehr zu sehen.

 

Nach einem halben Jahr kaufte ich Sattel und Zaumzeug und stieg auf: DINO ging so gut, wie ich ihn niemals zuvor reiten konnte. Er trabte und galoppierte willig und elastisch und gab sich schön dem Zügel hin. Mein Traum war wahr geworden! Wenn jemand anderer aufstieg, bewegte er sich keinen Schritt. Wenn jemand anderer ihn führte, schleifte er ihn über den Boden. DINO war wieder mein Pferd, er war immer schon mein Pferd gewesen ...

 

Doch dann kam der Schock: Eines Tages bemerkte ich unter DINOs Ganasche eine Verhärtung, die immer größer wurde. Eine Tierärztin meinte, das wäre ein Abszess und öffnete es. Doch es kam kein Eiter. Sie entnahm eine Gewebeprobe – das Ergebnis war niederschmetternd: DINO litt an einem Plattenepithelkarzinom, einem der bösartigsten Hautkrebsarten. Innerhalb eines Monats musste ich ihn erschießen lassen. In meiner Erinnerung aber lebt er weiter, ich träume heute noch oft davon, wie ich auf seinem Rücken mit ihm über eine grüne Wiese galoppiere ...

 

Danke für alles, DINO! Ich werde dich niemals vergessen ...

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